Dass die globale Sportartikel-Industrie ein massives Umweltproblem hat, ist hinlänglich bekannt. Wir haben dennoch ein paar Zahlen aufbereitet, um die Dimensionen zu erfassen, mit denen wir zu tun haben.
Es mag für viele schwer vorstellbar sein, dass gerade Sport, die schönste Nebensache der Welt, einen derart dramatischen Beitrag zur Umweltverschmutzung leistet. Am Besten fangen wir also mit der individuellen Bilanz einer Athletin oder eines Athleten an.
Es wäre sicher unfair, dafür den ökologischen Fußabdruck etwa von EishockeyspielerInnen zu vermessen, eingepackt in schwere Ausrüstung, meist unterwegs auf aufwendig gekühlten Eisflächen. Auch Formel1-Fahrer sind sicher nicht das dankbarste aller Beispiele - exzessiv weltreisend und spritverbrennend. Setzen wir also bei den "grünsten" AthletInnen an, die es vermeintlich gibt - den LäuferInnen.
Das Magazin Runner's World hatte einst die Klimabilanz einer statistisch durchschnittlichen laufbegeisterten Person pro Jahr erfasst: 3 Paar Laufsocken (40 kg CO2), 3 Paar Laufschuhe (215 kg CO2), 2 Laufshorts (50 kg CO2), 1 Tights (35 kg CO2, 1 Laufshirt 25 kg CO2), 1 Waschladung die Woche (120 kg CO2). Das Ergebnis sind etwa 485 kg CO2, die Läuferinnen und Läufer so verursachen. Und die nur die wenigsten verantwortungsbewusst ausgleichen.
Auch die Sportmarken als eigentliche Erzeuger dieser Emissionen tun wenig dafür, um ihren Fußabdruck zu minimieren. Im Gegenteil. Gerade Lauf- und Fitness-Equipment boomt. Die großen Brands brechen Umsatzrekord nach Umsatzrekord. 20 Milliarden "Sportschuhe" sollen jährlich verkauft werden. Höchstens 3 bis 4 %, meistens eher Sneaker, davon können ansatzweise behaupten, irgendeinem nachhaltigen Konzept zu folgen - meist reicht dafür schon ein recycelter Upper.
Hinter sich aufräumen wollen nur die allerwenigsten Unternehmen. Schon gar nicht die Großen. Dort würden Offsets, also Maßnahmen, um der Luft mindestens genau so viel CO2 zu entnehmen wieviel man selbst hinzugefügt hat, hohe Millionen- wenn nicht Milliarden-Kosten bedeuten. Geschweige denn, wieviel an kostbarer Marge verloren ginge, wenn man das billige Plastikmaterial, etwa Polyester oder einfache Thermoplasten, mit nachhaltigen Stoffen ersetzen würde.
Überhaupt machen es sich die meisten Sportmarken gerne einfach. Obwohl zumindest recycelte Materialien energieeffizienter und umweltschonender, dafür aber etwas teurer sind, werden bis heute gerade mal etwas über 10 % aller Kunststoffe in der Textilindustrie aus wiederverwertetem Material hergestellt.
Die meisten Plastikprodukte, Schuhe oder Funktionsshirts etwa, werden am Ende entweder verbrannt oder landen auf Mülldeponien, "vorzugsweise" in den ärmsten Ländern. Und weil dort oft die Infrastruktur fehlt vermüllen sie dann schnell auch die Natur, insbesondere Gewässer. 200 Jahre oder mehr dauert es übrigens bis sich ein Polyester-Textil in freier Natur zersetzt hat - mit dabei oft chemische Stoffe oder Schwermetalle.
Doch tatsächlich erfolgt die Verschmutzung von Boden und Wasser nicht nur durch übliche Abfallprodukte. Insbesondere Kunststoff-Textilien, die regelmäßig gewaschen werden, sondern bei jedem Waschgang winzige Mikroplastik-Partikel ab. Diese können von handelsüblichen Filtern nicht aufgefangen werden und landen so in Flüssen, Seen und Meeren. Schätzungen zufolge treiben in den Ozeanen bereits 500.000 Tonnen derartiger Plastikteilchen umher - ungewolltes Fischfutter, das später auch in unserem Verdauungstrakt landet.
Tatsächlich sind das aber nur die sichtbarsten Spuren der Sportartikel-Industrie. Es liegt also an uns, in Zukunft biobasierte oder recycelte Materialien konventionellen Produkten vorzuziehen, uns gut zu überlegen, ob ein Laufschuh oder ein Funktionsshirt bereits in den Müll gehören, oder ob sich nicht repariert, gestiftet oder anderweitig wiederverwertet werden können. Vielleicht tun wir damit den großen Sportmarken keinen gefallen - sicherlich aber unserem Planeten.