Für Sportmarken wird Bioplastik aus Zuckerrohr, Mais, Rizinusbohnen oder anderen erneuerbaren Rohstoffen zur ernsthaften Alternative gegenüber herkömmlichen erdölbasierten Materialien. Doch wann ist Bioplastik wirklich Bioplastik? Und warum solltest du den Unterschied zwischen biobasiert und biologisch abbaubar kennen?
Zunächst eine ganz kleine, winzige, kurze Lektion in Chemie. Ganz kurz. Versprochen.
Biokunststoffe sind Polymere, die aus Pflanzen oder anderen nicht-fossilen Stoffen hergestellt werden. Sie sind immer biobasiert, müssen aber nicht unbedingt biologisch abbaubar und schon gar nicht kompostierbar sein. Obwohl sie in der Regel umweltfreundlicher hergestellt werden können, werden sie am Ende die Ozeane im Zweifel verschmutzen, wie es auch herkömmliches Plastik tut.
Biologisch abbaubar sind bio-basierte Kunststoffe, wenn sie unter individuellen Bedingungen spezieller Anlagen, die mit industrieller Kompostierung oder anaerober Vergärung arbeiten, binnen 6 bis 12 Wochen in kleinste Elemente zerfallen können. Im Übrigen anders als kompostierbare Stoffe, die schon auf einer einfachen Kompoststelle von Mikroorganismen zerlegt werden.
Ihren Fähigkeiten nach können Biokunststoffe bereits einen Großteil konventioneller, erdölbasierte Kunststoffe ersetzen - und sollten dies auch tun. Biokunststoffe (wie Bio-Polyethylen oder Polymilchsäure) können fast dasselbe wie ihre herkömmlichen Geschwister. Und es geht nicht nur um Wasserflaschen, Verpackungen oder kleine Utensilien wie Reißverschlüsse oder Schnallen. Einige Fashionmarken produzieren die sogar die Mittelsohlen ihrer Laufschuhe aus Zuckerrohr-Resten (Bagasse), andere wie WINQS verwenden Rizinusöl und andere wiederum Algenschaum.
Leider sind Biokunststoffe, selbst wenn sie richtig recycelt oder zerlegt werden, aber nicht per se nachhaltig. Aus Mais wird beispielsweise PLA (Polymilchsäure) hergestellt. Aber fast 90 % des beliebten nordamerikanischen Mais‘ sind gentechnisch verändert - womit oft mögliche Umweltschäden, negativen Auswirkungen auf die traditionelle Landwirtschaft sowie übermäßige Dominanz von Großunternehmen in Verbindung gebracht werden. Der Anbau von Zuckerrohr kann wiederum die weltweiten CO2-Emissionen belasten und auch zum Verlust natürlicher Lebensräume, zu Wasserverschwendung oder Schäden durch Agrochemikalien führen.
Deshalb empfiehlt die britische Denkfabrik Green Alliance, sekundäre Rohstoffe wie Abfälle oder minderwertige Nebenprodukte aus anderen Prozessen zu verwenden, um biobasierte Kunststoffe ohne die zusätzlichen Umweltbelastungen der Landwirtschaft herzustellen.
Übrigens sind bis heute nicht mehr als 1% aller produzierten Kunststoffe Biokunststoffe. Die fehlende Masse führt noch zu deutlich höheren Preisen für biobasierte Materialien (bis zu 50% teurer), weshalb Unternehmen ihre Produkte weiter aus billigeren, erdölbasierten Verbindungen herstellen. Dennoch ist es gut zu sehen, dass einige Marken bereits begonnen haben, diesen Teufelskreis zu durchbrechen.