Erdöl ist der ursprüngliche Rohstoff sämtlicher klassischen Plastik-Materialien - auch und insbesondere im Sport. Konventionelle Sportausrüstung, etwa Laufshirts, Sportschuhe, Taschen oder Trinkflaschen, besteht somit oft zu bis zu 100 % aus Erdöl. WINQS und einige wenige andere Marken versuchen dies zu ändern.
Warum ist Erdöl aber eigentlich so problematisch? Tatsächlich gibt es gleich mehrere Gründe:
1. Zunächst einmal erfordert die Verarbeitung von Erdöl enorme Mengen von Energie, um zu jenen Materialien umgewandelt zu werden, die für die Herstellung von Sportartikel benötigt werden. Weil seine Beschaffung aber unverhältnismäßig billiger ist als die von nachhaltigen Materialien, bleibt Erdöl insbesondere aus finanziellen Gründen der beliebteste Rohstoff der Industrie.
2. Die Langlebigkeit von Kunststoffen ist ein massives Umweltproblem. Alleine acht Millionen Tonnen Plastik landen jedes Jahr in den Weltmeeren. Bis sich diese Masse an Müll zersetzt hat, vergehen meist mehrere hundert Jahre. In der Zwischenzeit verpesten Fischernetze, Zahnbürsten und Hula Hoop Reifen den Lebensraum aller Lebewesen und bedrohen ihre Gesundheit.
3. Ein spezielles Problem ist dabei Mikroplastik. Dabei handelt es sich um Kunststoffpartikel kleiner als 5 mm. Diese Lösen sich etwa beim Waschprozess aus Kunststoff-Textilien, kommen durch ihre kleine Größe an herkömmlichen Plastikfiltern vorbei, und landen so in unserem Wassersystem. Sie werden dann von Lebewesen verspeist, die auch wir verspeisen. Im Durchschnitt nehmen wir wöchentlich Mikroplastik in der Größe einer Kreditkarte zu uns.
4. Erdöl ist ein endlicher Rohstoff, global systemrelevant, mit wenigen Ausnahmen gewonnen und vertrieben von nicht-demokratischen Staaten. Die politischen und wirtschaftlichen Abhängigkeiten sind zuletzt nach Russlands Einmarsch in die Ukraine sichtbar geworden. Würden sich alle Industrien, auch der Sport, von Erdöl emanzipieren, würde solchen Staaten ein erheblicher Teil ihre Einnahmen wegfallen.
Wie kann die Sportindustrie den Einsatz von erdöl-basiertem Plastik ersetzen?
1. Tatsächlich gibt es mittlerweile zahlreiche Pflanzen-basierte Materialien, etwa Holzfasern oder Hanf, die Plastik in Textilien komplett ersetzen können. Andere Stoffe, etwa Algen oder Rizinusöl, ermöglichen es wiederum den Bedarf an speziellen Kunststoffen zu reduzieren, etwa bei der Herstellung von Mittelsohlen oder Reißverschlüssen. Pflanzen-basierte Stoffe binden in ihrer Wachstumsphase zudem CO2 und wirken so der globalen Erwärmung entgegen.
2. Im Falle besonderer Anwendungen, wo auf Plastik bislang noch nicht vollends verzichtet werden kann - etwa bei dehnbaren oder enorm wasserfesten Stoffen - sollte bereits genutztes Plastik recycelt werden. Auf diese Weise entfällt zumindest der Bedarf an "frischem“ Erdöl. Außerdem müssen Hersteller auf Kreislaufkonzepte umstellen, die alle ihre Produkte wiederverwerten lassen
3. Reparierbarkeit und Langlebigkeit sind zwei massiv unterschätzte Eigenschaften, um den globalen Kunststoffbedarf zu reduzieren. Halten Laufschuhe dank besserer Materialien und einer kostenlosen Reparatur statt 800 km ganze 1.600 km, spare ich 50 % der benötigten Ressourcen.
Noch hält die Sportindustrie mit Greenwashing an konventionellen Materialien krampfhaft fest. Oft reicht ein recycelter Schnürsenkel, um von einem nachhaltigen Schuh zu sprechen. Oder es werden einzelne Kollektionen vorgestellt und laut vermarktet, wobei der Großteil der hergestellten Produkte weiter aus Erdöl produziert wird.
Doch die Zeichen der Zeit scheinen sich zu ändern. Mach mit und... let’s get oil out of sports.