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Warum recyceltes Polyester keine Lösung für Sportbekleidung ist

Viele Marken versuchen ihre Nachhaltigkeit mit Funktionskleidung aus oder mit Anteilen von recyceltem Polyester zu beweisen. Doch leider können solche Textilien mehr schaden als nutzen.

Bis heute werden gerade mal 10 % der in der Modeindustrie verwendeten Stoffe aus recyceltem Material hergestellt. Der Grund ist so simpel wie paradox: Recyceltes Material, obwohl es sich eigentlich um wiederverwerteten Abfall handelt, ist deutlich teurer als frischer Stoff.

Nun wäre viel erreicht, wenn wir für Schuhe oder Taschen, statt konventioneller Materialien, insbesondere jener aus Kunststoff, recycelte Lösungen nutzen würden. Nicht nur, dass der Energiebedarf deutlich geringer ist. Außerdem verwerten wir so Rohstoffe, die sonst in Verbrennungsanlagen, auf Mülldeponien oder im schlimmsten Fall in der freien Natur enden würden.

Doch wenn es um Textilien geht, ist Vorsicht geboten. Viele Marken haben recycelte Kunststoffe wie Polyester oder Nylon als mutmaßlich nachhaltige Alternative entdeckt. Diverse Funktionskleidung wird nun ganz oder teilweise aus diesem Plastiktextil hergestellt. Tatsächlich ist Bekleidung aus recycelten Kunststoffen am Ende aber fast ebenso schädlich wie jene aus frischen.

Zwar muss kein (oder weniger) Erdöl gewonnen, transportiert und verarbeitet werden, die Produkte bestehen aber weiterhin aus Plastik. Bei jedem Waschgang lösen sich so tausende von Mikroplastik-Teilchen ab, die kleiner als 5 mm sind und deshalb nicht von herkömmlichen Filtern aufgefangen werden können. Sie enden in unserem Wassersystem, in Gewässern weltweit, in Tieren und so auch in uns. Einer Studie des WWF nach, nimmt der durchschnittliche Mensch jede Woche 5 g Plastik zu sich - etwa das Gewicht einer ganzen Kreditkarte.

Und da recycelte Kunststoffe in der Regel von ihrer Struktur her etwas weniger stabil sind als konventionelle (weshalb Polyester auch nicht unendlich neuvertwertet und somit auch nicht als zirkular bezeichnet werden kann), wird davon ausgegangen, dass eine sogar noch größere Menge Mikroplastik pro m2 Stoff abgegeben wird.

Recyceltes Polyester ist also eine sinnvolle Lösung bei Produkten, die nie oder wirklich nur ganz selten in der Wäsche landen - Taschen und Schuhe etwa oder auch harte Elemente wie Schnallen oder Reißverschlüsse. Für Textilien sollten wir auf Stoffe botanischen Ursprungs setzen - etwa auf Hanf, nachhaltig gewonnene Baumwolle oder Lyocell. Diese sondern nicht nur kein Mikroplastik ab, sondern lösen sich am Ende ihres Lebens wieder auf und hinterlassen so keinen Müll.

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